Dienende Führung? Ich habe diese Diskussion oft mit meinen Studentinnen und Studenten, wenn wir über Prozesse sprechen. Nach Michael Porters Wertekette gibt es zwei Prozesstypen: Primär- oder Kernprozesse (also solche die selbst Wert für den Kunden generieren) wie beispielsweise die Produktion, Logistik, Vertrieb und Unterstützungsprozesse wie beispielsweise HR, Beschaffung, IT welche die Erfüllung der Primärprozesse unterstützen. In späteren Werteketten wurden dann die Managementprozesse als eigener Typ herausgehoben. 

Ich halte Porters Darstellung für korrekt. Was ist die Aufgabe der Führung / des Managements? Die Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass jene die im Unternehmen Wert generieren, dies bestmöglich tun können. Die Führung unterstützt also die Kernprozesse. 

Dienende Führung? Porter Kernprozesse / Supportprozesse

Porters Value-Chain (Wertekette)

Was ist Dienende Führung?

Dienende Führung, auch bekannt als Servant Leadership, ist ein Führungsstil, bei dem die Bedürfnisse und das Wohl der Mitarbeiter und des Teams im Vordergrund stehen. Im Gegensatz zu traditionellen Führungsansätzen, die oft auf Autorität und Kontrolle beruhen, konzentriert sich die dienende Führung darauf, anderen zu dienen und sie zu befähigen. Dienende Führung beschäftigt sich damit Hindernisse für die Menschen aus dem Weg zu räumen und optimale Rahmenbedingungen für deren Entfaltung zu schaffen. 

Kernmerkmale der dienenden Führung sind:

  1. Dienen als Priorität: Der Fokus liegt darauf, den Mitarbeitern zu dienen, ihnen zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Führungskräfte sehen sich als Diener ihrer Teams, nicht als Vorgesetzte, die nur Befehle geben und deren Ausführung kontrollieren.

  2. Förderung und Befähigung: Dienende Führungskräfte bemühen sich, ihre Mitarbeiter zu entwickeln und zu fördern. Sie legen großen Wert darauf, die persönlichen und beruflichen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu stärken und sie entsprechend ihrer Stärken einzusetzen.

  3. Empathie und Mitgefühl: Ein wichtiger Aspekt ist das Einfühlungsvermögen gegenüber den Mitarbeitern. Dienende Führungskräfte bemühen sich, die Perspektiven und Gefühle anderer zu verstehen und darauf Rücksicht zu nehmen. Menschen sind keine Maschinen.

  4. Demokratischer Entscheidungsprozess: Diese Führungskräfte fördern eine offene und inklusive Kultur, in der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen beteiligt werden und ihre Meinung äußern können. Gemeinsam können bessere Entscheidungen getroffen werden.

  5. Ethisches Verhalten: Dienende Führung ist stark werteorientiert und setzt auf ethisches Verhalten und Integrität. Führungskräfte achten darauf, dass ihre Entscheidungen fair und transparent sind.

  6. Langfristige Perspektive: Anstatt kurzfristigen Gewinnen hinterherzujagen, legen dienende Führungskräfte Wert auf nachhaltiges Wachstum und das langfristige Wohlergehen ihrer Mitarbeiter und des Unternehmens.

Dienende Führung kann zu einer positiven Arbeitsumgebung beitragen, in der sich Mitarbeiter geschätzt fühlen und motiviert sind, ihr Bestes zu geben. Dieser Ansatz kann auch die Zusammenarbeit und Innovation fördern, da er eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit schafft.

Kritikpunkte 

Dienende Führung wird für ihre empathische und mitarbeiterorientierte Herangehensweise geschätzt, steht jedoch auch in der Kritik. Zu den Hauptkritikpunkten gehören mangelnde Durchsetzungsfähigkeit in Krisensituationen, mögliche Rollenverwirrung und unrealistische Erwartungen seitens der Mitarbeiter. Es besteht die Gefahr, dass Führungskräfte überlastet werden, wenn sie sich zu stark auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter konzentrieren. Zudem kann dieser Führungsstil in wettbewerbsorientierten oder stark hierarchischen Umgebungen als ineffektiv angesehen werden. Schließlich ist die Umsetzung von dienender Führung anspruchsvoll, da sie eine hohe emotionale Intelligenz und Reife erfordert.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung

Um dienende Führung erfolgreich in einer Organisation umzusetzen, müssen mehrere Voraussetzungen gegeben sein:

  1. Kulturelle Übereinstimmung: Die Organisationskultur sollte Werte wie Empathie, Vertrauen, Offenheit und Zusammenarbeit fördern. Eine Kultur, die auf gegenseitigem Respekt und Fürsorge basiert, bildet den Nährboden für dienende Führung.

  2. Unterstützung des oberen Managements: Die Führungsspitze muss das Konzept der dienenden Führung unterstützen und vorleben. Dies schafft ein Vorbild und gibt den Mitarbeitern Orientierung. Eine top-down Unterstützung ist entscheidend, um eine kulturelle Transformation zu ermöglichen.

  3. Schulungen und Entwicklung: Führungskräfte müssen in den Prinzipien der dienenden Führung geschult werden. Hier geht es vor allem um Persönlichkeitsentwicklung. Dies umfasst die Entwicklung emotionaler Intelligenz, Kommunikationsfähigkeiten und die Fähigkeit, die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu fördern. 

  4. Coaching der Führungskräfte als Begleitung in der Umsetzung der dienenden Führung in Unternehmen wird angeraten. Erfahrene Coaches können helfen die neuen Anforderungen an Führungskräfte zu reflektieren und den Veränderungsprozess zu begleiten. 
  5. Strukturelle Anpassungen: Organisationsstrukturen und -prozesse sollten so gestaltet werden, dass sie dienende Führung begünstigen. Dies kann flachere Hierarchien, partizipative Entscheidungsprozesse und flexible Arbeitsmodelle umfassen, die den Mitarbeitern mehr Autonomie und Verantwortung übertragen.

  6. Ressourcenbereitstellung: Führungskräfte benötigen Zugang zu Ressourcen und Unterstützung, um ihre Mitarbeiter effektiv fördern zu können. Dies umfasst sowohl materielle Ressourcen als auch Zeit für die persönliche Entwicklung und Betreuung von Mitarbeitern.

  7. Messung und Feedback: Es sollten Systeme zur Messung der Auswirkungen dienender Führung auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die Teamdynamik und die Leistung implementiert werden. Regelmäßiges Feedback hilft, den Ansatz anzupassen und weiterzuentwickeln.

  8. Langfristige Perspektive: Die Organisation muss bereit sein, in die langfristige Entwicklung ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter zu investieren. Dienende Führung zielt auf nachhaltige Ergebnisse ab, die nicht sofort sichtbar sind, sondern sich über Zeit entfalten.

Diese Voraussetzungen tragen dazu bei, dass dienende Führung als lebendiger Bestandteil der Organisationskultur und -praxis etabliert wird, was langfristig zu einer positiven Arbeitsumgebung und gesteigerter Produktivität führen kann.

Fazit

Dienende Führung ist ein Führungsstil, der sich durch Empathie, Förderung und die Konzentration auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter auszeichnet. Dieser Ansatz kann eine positive Arbeitskultur fördern, in der sich Mitarbeiter wertgeschätzt und motiviert fühlen. Während dienende Führung viele Vorteile bietet, erfordert ihre erfolgreiche Umsetzung eine passende Unternehmenskultur, Unterstützung durch das obere Management und gezielte Schulungen. Trotz einiger Kritikpunkte, wie mögliche mangelnde Durchsetzungsfähigkeit oder Rollenkonflikte, kann dienende Führung langfristig zu einem nachhaltigeren und produktiveren Arbeitsumfeld beitragen.

 

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