Was ist Führung?
Dieser Newsletter ist die 80. Ausgabe meines NGWork Monday. In den vergangenen Ausgaben habe ich viel über Führung geschrieben, aber wir haben uns noch nie angesehen, wie Führung überhaupt definiert ist. Persönlich gefällt mir das Wort ‘Führung’ nicht besonders. Das englische ‘Leadership’ klingt für mich besser, vermutlich weil das Wort ‘Führer’ im deutschen Sprachraum nicht mehr verwendet werden kann.
Definitionen von Führung
Was ist Führung? Es gibt verschiedene Definitionen des Begriffs Führung.
Nach Rosenstiel ist Führung die unmittelbare, absichtliche und zielbezogene Einflussnahme durch InhaberInnen von Vorgesetztenpositionen auf Unterstellte mit Hilfe der Kommunikationsmittel sowie durch Strukturen (Rosenstiel & Spieß, 2010, S. 21).
Das bedeutet, dass Vorgesetzte durch gezielte Einflussnahme bestimmte Ziele erreichen. Bei dieser Definition spielen die Unterstellten keine aktive Rolle; sie folgen Anweisungen zur Zielerreichung. Eine Definition, die mir besser gefällt, stammt von Gary Yukl:
“Führung ist der Prozess, andere zu beeinflussen, damit sie verstehen und sich darüber einig sind, was getan werden muss und wie es zu tun ist, sowie der Prozess der Unterstützung individueller und kollektiver Bemühungen zur Erreichung gemeinsamer Ziele.” (Yukl, Gary A. (2013). Leadership in Organizations, 8. Auflage, Pearson).
Diese Definition bezieht die Mitarbeitenden mit ein und betont das Verständnis und die Einigkeit über Ziele und Wege, was kollektive Anstrengungen zur Zielerreichung fördert.
Führung und Manipulation
Was ist Führung und wie unterscheidet sie sich von Manipulation? Rosenstiel und Yukl sind sich einig, dass Führung darin besteht, Menschen zu beeinflussen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Besteht die Kunst der Führung also darin, Menschen zu manipulieren?
Führung und Manipulation sind nicht dasselbe, obwohl beide Einflussnahme beinhalten. Der wesentliche Unterschied liegt in den Methoden und Absichten. Ethische Führung zielt auf das Wohl der Gruppe und die Erreichung gemeinsamer Ziele ab, während Manipulation oft unethisch ist und die Interessen des Manipulators über die der anderen stellt. Führung sollte stets auf Vertrauen, Ehrlichkeit und ethischen Prinzipien basieren, um nachhaltigen Erfolg und positive Beziehungen zu gewährleisten.
Entwicklung von Führungskonzepten
Klassische Führungskonzepte zeichnen sich durch hierarchische Strukturen, autoritäre Entscheidungsfindung und eine starke Aufgabenorientierung aus, wobei Mitarbeiter durch Belohnungen und Bestrafungen motiviert werden.
Im Gegensatz dazu legt moderne menschengerechte Führung Wert auf Empowerment (Ermächtigung) und partizipative Entscheidungsprozesse. Sie fördert die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter, setzt auf intrinsische Motivation durch Anerkennung und Sinnhaftigkeit der Arbeit und basiert auf emotionaler Intelligenz sowie Empathie.
Während klassische Führung auf Kontrolle und Effizienz fokussiert ist, zielt moderne Führung auf Zusammenarbeit, Teamarbeit und eine inspirierende Arbeitsumgebung ab, um langfristigen Erfolg und Zufriedenheit zu gewährleisten.
Welcher Führungsstil bringt höhere Produktivität?
Studien wie die von Shawn Achor (The Happiness Dividend) zeigen, dass motivierte Mitarbeitende, die mit Freude bei der Arbeit sind, eine rund 30% höhere Produktivität haben als solche, die Dienst nach Vorschrift machen. Warum verwenden dann nicht alle moderne Führungsmethoden?
Die Effektivität eines Führungsstils hängt stark vom spezifischen Umfeld ab. In Unternehmen mit starker Aufgabenorientierung, in denen klare Strukturen und etablierte Prozesse vorliegen, können transaktionale Führungskräfte durchaus erfolgreich sein. Hier sorgt die klare Zielvorgabe und das System von Belohnungen und Bestrafungen für effiziente Umsetzung und Ordnung.
Moderne Führungsmethoden hingegen erweisen sich oft als effektiver in projektorientierten Unternehmen oder in Umfeldern, die regelmäßigen Veränderungen unterworfen sind. In solchen Kontexten sind die Probleme oft neu und komplex, was bedeutet, dass Lösungen nicht immer vorhersehbar sind. Hier kann transaktionale Führung zu einer Überforderung der Führungskräfte führen, da diese gezwungen sind, Entscheidungen zu treffen, ohne dass die Lösungen klar definiert sind. Moderne Führungsmethoden wie der transformationale Ansatz bieten in solchen Situationen den Vorteil, dass sie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit fördern, sowie die Lösungskapazität der Mitarbeitenden mit einbezieht, was besonders wertvoll ist, wenn es darum geht, innovative Lösungen zu entwickeln und rasche oftmalige Veränderungen erfolgreich zu meistern.
Was ist Führung für Sie? Welche Führungsmethoden werden in Ihrem Unternehmen angewendet? Was sind Ihre Herausforderungen? Ich freue mich auf Kommentare und Feedback.
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